Preisfragen im 18. Jahrhundert
Am 20. Juli 1786 heißt es im Protokoll der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften, nachdem ein gewisser Herr Lagrange »Über die Theorie der periodischen Schwankungen. Theorie von Saturn« ordentlich vorgetragen hat: »Die Akademie ist in die Sommerferien eingetreten.«
So wollen »Die Philosophischen Bauern« es in diesem Jahr auch halten - in die Sommerferien eintreten! Nicht aber, ohne vorher noch schnell ein ebensolch altes Ritual wieder aufleben zu lassen: eine Preisfrage auszuloben.
Preisfragen waren im 18. Jahrhundert keine Seltenheit. Sie dienten dem Fortschritt des Wissens. Nicht nur die Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin stellte Preisfragen, die unter anderem von dem französischen Mathematiker und Philosophen Jean le Rond d’Alembert, dem Weimarer Dichter und Theologen Johann Gottfried Herder und dem Königsberger Philosophen Immanuel Kant beantwortet wurden, sondern insbesondere im Frankreich der vorrevolutionären Zeit wurden berühmte Fragen und wegweisende Antworten formuliert.
Meist Akademien oder sonstige Zusammenkünfte, wie Fruchtbringende Gesellschaften etc. setzten jedes Jahr einen Preis für diejenigen aus, die das vorgeschlagene Preisaufgabenthema am besten behandelten. Die Fragen waren von allgemeinem Interesse und konnten von verschiedenen Disziplinen beantwortet werden.
Die heute vielleicht berühmteste Frage wurde von der Berliner Mittwochsgesellschaft formuliert und lautete schlicht: »Was ist Aufklärung?« Und die vielleicht berühmteste Antwort stammt von Kant. Sie ist uns mittlerweile so bekannt, dass wir sie schon wieder vergessen haben.
Der Stein der Weisen (lapis philosophorum) des Philosophischen Bauern
Als Leitfaden für die Preisfrage dient den Philosophischen Bauern das gleichnamige Büchlein ihres Ehrenvorsitzenden Johann Andreas Naumann, darin man alles abgehandelt findet und es gleichwohl - wunderlich erbaut wie erfreut - nach der Lektüre gleich wieder zur Hand nehmen will:
»Und was würde da nicht für ein verwirrter Zustand in der Welt werden, wenn die Kunst aller Künste, den Lapis philosophorum zu machen, sollte allgemein werden, und deswegen hat vielleicht der weise Schöpfer dieses Geheimnis so tief in der Natur verborgen, und die Menschen mit Blindheit geschlagen daß sie mit sehenden Augen die wahre prima Materia Universalis nicht sehen können, sondern darüber weglaufen, dieselbe mit Füßen treten, auch nicht einmal gewahr werden, daß sie dieselbe selbst bey sich führen.«
Die diesjährige Preisfrage lautet also:
Wie macht man
den Stein der Weisen?
Alternativ:
Wo könnte sich
der Stein der Weisen
verbergen?
Aufruf
Die Philosophischen Bauern möchten alle Interessierten aufrufen, sich dieser entscheidenden Frage ruhig ein paar Momente zu widmen, eine mögliche Antwort auf eine Postkarte zu notieren und an das Hauptquartier der Philosophischen Bauern zu senden:
Die Philosophischen Bauern
Friedrichstraße 23a
10969 Berlin
Teilnahmebedingungen
- Antwortformat: Postkarte (Länge 14 - 23,5 cm / Breite 9 - 12,5 cm)
- Gestaltung: frei (Vorderseite und/oder Rückseite geschrieben, gezeichnet, gemalt, geklebt, gedruckt oder wie es beliebt)
- Absenderangaben: optional
- Mehrfacheinsendungen: möglich
- Einsendeschluss: Samstag, 23. November 2019
Am Tag des Einsendeschlusses wird ab 17:00 Uhr der Briefkasten der Philosophischen Bauern feierlich geöffnet. Im Anschluss werden alle Antworten präsentiert, studiert und begutachtet. Und natürlich gibt es Preise, sonst wäre das ganzen Fragen ja sinnlos!
Sämtliche Einsendungen werden in geeigneter Form auf unserer Internetseite präsentiert.
Wie es sich von altersher gehört, wird an dem Tag, an dem der Preis verliehen wird, die Preisaufgabe für das Folgejahr verkündet.
Mit bäuerlichen Grüßen
Die Philosophischen Bauern